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SOCIETY OF FOUNDERS OF THE
INTERNATIONAL
PEACE UNIVERSITY


Wohin?

Frieden

Welche Worte auch gefunden werden für das, was nur von jedem Einzelnen immer wieder neu erfahren und deshalb letztlich niemals definiert werden kann, so scheint für den Frieden auf jeden Fall eines zuzutreffen: Er ist kein passiver Zustand. Er ist ein Prozess.

"Friede ist immer ein Ziel vor uns ... und der Ort, von dem aus wir anfangen." sagen die Franziskaner. Perikles spricht von einer "Seelenstärke, die im Vertrauen auf die eigene innere Freiheit uns das Furchtbare und das Angenehme am klarsten erkennen und daher keiner Gefahr ausweichen lässt." Für Yehudi Menuhin "erwächst Frieden aus einer Wachsamkeit des Herzens und des Geistes."

Vieles spielt auf dem Weg zum Frieden mit:
1. Sehnsucht
2. Inspiration, Begeisterung, Freude
3. Mut, Vertrauen, Bereitwilligkeit, Einverständnis
4. Selbst-Bewusstsein, Authentizität, Ehrlichkeit
5. Intuition, Gefühl für die Richtigkeit von Richtungen, Gespür für die Spur, Navigationsfähigkeit
6. Vorstellungskraft, Zielstrebigkeit, Entschlossenheit, Entschlussfähigkeit, Entscheidungsfreude
7. Offenheit und Disziplin, kreative Anspannung, Konzentration
8. Achtsamkeit, engagierte Gelassenheit, Willenlosigkeit des Willens, loslassendes Einlassen, aktive Passivität
9. richtige Einschätzung/Maßhaltung der Kräfte
10. Bodenständigkeit, Hingabe, Beharrlichkeit, Ausdauer, Geduld
11. Altruismus, Bewusstsein für die eigenen Bedürfnisse, großzügige Bescheidenheit, Dankbarkeit, Demut
12. Gewaltlosigkeit (gegenüber allen Lebewesen und ihrer Würde sowie der Erde/Umwelt/Natur), die das Eintreten für seine Rechte und Überzeugungen und auch Aggression (im Sinne von lat. agredere = Voranschreiten auf seinem Weg) mit einschließt
13. Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit, ohne die Konzentration auf die eigene Aufgabe und Identität zu vernachlässigen
14. Weitsicht, ohne das Naheliegende aus den Augen zu verlieren
 ... und jeder kann für sich sicher noch viele Dinge hinzufügen.

All dies steckt in uns, und oft liegt vieles brach. Wenn jedoch jeder von dem gibt, was er am meisten hat, und versucht, das zu integrieren, was ihm fehlt, so kommen wir dem kollektiven Frieden ein wenig näher, auch dem alltäglichen Friedens- und Glücksgefühl, nach dem wir oftmals so vergeblich streben.

Sich für Frieden zu engagieren, heißt nicht, sich in Aktionismus zu verlieren. Für den Frieden zu kämpfen, ist Widerspruch in sich. Frieden ist keine Eroberung, sondern eine Ent-deckung, die immer wieder neu entdeckt werden muss. Nur in der Suche nach Frieden finden wir Frieden, nicht in seiner Verkündung, und alle zu festen Vorstellungen von Frieden laufen Gefahr, zu Kriegen zu werden.

Frieden erfordert innere Freiheit und Unabhängigkeit, er kann jedoch nur gelebt werden im Bewusstsein von gegenseitiger Abhängigkeit und Verantwortung. Frieden ist kein privates Eigentum, kein behagliches Haus. Niemand kann Frieden haben, auch nicht inneren Frieden, in Isolation von der Welt. Frieden ist nur möglich in ständiger Wechselwirkung zwischen Innen und Außen, Geben und Empfangen. Frieden ist Scheinfrieden, wenn er unter dem Druck, "gut" sein zu müssen, oder durch Konfliktablehnung zustande kommt, wenn er offene Konflikte nur zudeckt, sie aber nicht löst.

Frieden ist nicht das Gegenteil von Krieg oder das Ergebnis eines dialektischen Prozesses. Wie die Geschichte uns lehrt, kann Frieden nicht durch Verträge zwischen Siegern und Besiegten geschlossen werden. "Frieden ist der Flüchtling, der den Siegern im letzten Moment entwischt". (Simone Weil)

Frieden ist der Rhythmus in der Komposition von Freiheit, Gerechtigkeit und Harmonie. Harmonie ist die Balance und Integration von Gegensätzen, das Feiern der Unterschiede, die Hochzeit der Widersprüche, Feindesliebe, Geschwisterlichkeit.

Gelebter Frieden ist Gewissheit und Gewissenhaftigkeit in Würde und Glaubwürdigkeit: die Möglichkeit des Werdens, die uns Einsicht in das Geheimnis des wissenden Unwissens gewährt. Gnade, Geschenk, Überfluss.

 
Friedensuniversität

"Jemand weiß so viel wie er tut." sagt Franz von Assisi. Theorie ohne Praxis ist Sklaverei, und jedes Wort ist Verrat, wenn nicht derjenige, der es spricht, im Einklang mit ihm handelt.

Durch einen kreativen Dialog der Widersprüche will die Friedensuniversität mehr und mehr in ihre Aufgabe hineinwachsen und eine Lebensschule für Authentizität und neue Formen der Zusammenarbeit werden. Sie soll für den Einzelnen zu einem Ort der bewussten Wandlung in einen Wachsenden (nicht Erwachsenen) werden. Wachsen heißt, sich verändern: Was man ist, muss man werden. Was man in sich trägt, kann und sollte man auch verwirklichen. Die Friedensuniversität versteht Bildung als Kunst des Wachstums und der Veränderung (educare = herausführen, hervorbringen). Sie unterstützt den individuellen Willen zum Werden durch die Erkenntnis des eigenen Seins.

In Ergänzung zur Berufsberatung und dem Angebot staatlicher Schulen und Universitäten will die Friedensuniversität für den Einzelnen - vor allem nach dem Schulabschluss und vor Beginn einer speziellen Ausbildung (Studium oder Lehre), auch bei Arbeitsverlust oder Sinnverlust der augenblicklichen Tätigkeit - Orientierungshilfen bei der Suche nach eben diesem Sinn, der Identität und dem kreativen Ausdruck seiner Fähigkeiten anbieten.

Ziel des Einzelnen sollte es sein, Beruf und Berufung (Gabe, Aufgabe und Hingabe) zu verbinden. Durch Kreativitätsschulung will die Friedensuniversität eine praxisorientierte, eigenverantwortliche Zielbestimmung des Einzelnen und vor allem folgende Eigenschaften fördern:

* Selbst-Bewusstsein und Seelenstärke (geistige Offenheit, gesunde Skepsis, Klarheit)

* (innere) Stabilität, (äußere) Flexibilität, Risiko- und Veränderungsbereitschaft

* Motivation, Verantwortungsbewusstsein und soziales Engagement auf der Basis von Mitgefühl

* spirituelle und emotionale Intelligenz sowie Intuition als richtungsweisendes Zusammenspiel von Verstand und Gefühl, Logik und Ästhetik

 
Die Friedensuniversität will als Ort der Weiterbildung durch Symposien, Kurse, Studiengänge, Praktika, Publikationen etc. für alle Menschen zugänglich sein und zur Vernetzung und Kommunikation der Altersgruppen und Generationen beitragen. Durch fächerübergreifendes, dialog- und prozessorientiertes Lehren und Lernen will sie eine systematische und zugleich offene und flexible Studienatmosphäre ermöglichen.

Die internationale, interkulturelle/nachhaltige und interdisziplinäre Lehre und Forschung der Friedensuniversität gründet sich auf eine Verbindung von:

* Theorie und Praxis (Dialog zwischen Wissenschaft und Politik/ Wirtschaft)

* Intellekt und Emotion, Denken und Fühlen als Grundlage der Intuition (Dialog zwischen Wissenschaft und Kunst/Kultur)

* Wissen und Weisheit, Bildung und Herzensbildung (Dialog zwischen Wissenschaft und Religion/Spiritualität)

* Innen- und Außenwirkung (Dialog zwischen Bildung und Medien zur Bewusstseins-Bildung einer breiten Öffentlichkeit)

Die Friedensuniversität will eine Werkstatt (Setting/Laboratorium) für kreatives Konfliktmanagement sein, eine Keimzelle für zukunftsweisende gesellschaftspolitische Entwürfe und zur Gestaltung neuer übergreifender Denk- und Handlungsansätze beitragen. Sie will Veränderung mitgestalten und dadurch neue Zukünfte ermöglichen. Vor allem will sie die Entwicklung von innovativen Arbeitsformen auf einem sich verändernden Markt und neue Berufe in veränderten Arbeitsprozessen sowie internationale Beziehungen als Beitrag zur Verständigung und zum friedlichen Austausch der Völker, ihrer Kulturen und Traditionen fördern.

Als Konzentrations-, Verankerungs- und Erfahrungspunkte sollen die Lehrenden und Lernenden der Friedensuniversität ihre Wohn-, Lebens- und Arbeitswelt miteinander teilen. Als Campus in der neuen Welt (Oakland/ USA) wurde der Friedensuniversität dafür ein Kriegsschiff aus dem 2. Weltkrieg zur Verfügung gestellt, das bis vor kurzem von der US-Marine als Ausbildungs- und Trainingsschiff genutzt wurde und nun in ein Friedens- und Kulturzentrum umgebaut wird. Als Campus in der alten Welt (Europa) wird ein früheres Benediktiner-Kloster in Südfrankreich (zwischen Montpellier und Toulouse) dienen, das 798 von Karl dem Großen gegründet wurde.

Mit neuem Sinn und Inhalt gefüllt, sollen das frühere Kriegsschiff, staatliches Symbol für den Auszug zur "Bewahrung des äußeren Friedens", sowie das frühere Kloster, kirchliches Symbol für den Rückzug zur "Bewahrung des inneren Friedens", zu zeitgemäßen Friedens-Symbolen für das neue Jahrtausend werden.

Darüber hinaus sind regelmäßige Kurse in Berlin (Symbol für die Überwindung von Mauern zwischen Ost und West) sowie in Assisi, Budapest, Prag, Wien und Zürich geplant.

Hinzu kommen themenspezifische Studien- und Begegnungsreisen, die inneres und äußeres Reisen verbinden. Im Zentrum der Reisen steht das Zusammentreffen mit Lehrenden und Mitgliedern der Friedensuniversität - z.B. mit dem Dalai Lama in Indien, mit Christo & Jeanne-Claude, Philip Glass und anderen Künstler in New York oder mit Desmond Tutu, Frederik De Klerk und Nelson Mandela in Südafrika - und die damit verbundene unmittelbare Erfahrung ihres persönlichen Lebens- und Arbeitsumfelds und ihrer Kultur.


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